Soeben wurden die neuen PISA-Ergebnisse vorgestellt. Die Ergebnisse der PISA-Studie 2022 für Deutschland zeigen ein differenziertes Bild des Bildungssystems. Hier sind die wichtigsten Punkte:
Internationaler Vergleich: Deutschlands Leistung lag in Mathematik und Lesekompetenz nahe am OECD-Durchschnitt, nur in den Naturwissenschaften leicht darüber. Die Leistungen haben sich im Vergleich zu 2018 verschlechtert, besonders in Mathematik mit einem Rückgang von 25 Punkten.
Kompetenzen in Mathematik: 70% der Schülerinnen und Schüler erreichten die Mindestkompetenzstufe II oder mehr, ein Rückgang im Vergleich zu 2018. Der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die die höchsten Kompetenzstufen erreichten, sank ebenfalls.
Lesekompetenz: Etwa 75% der 15-Jährigen erreichten das Mindestniveau in der Lesekompetenz, was einer Verschlechterung gegenüber 2018 entspricht. Der Anteil der leistungsschwachen Schülerinnen und Schüler stieg, insbesondere an nichtgymnasialen Schularten.
Naturwissenschaften: Hier erreichten die deutschen Schülerinnen und Schüler im Mittel 492 Punkte, über dem OECD-Durchschnitt. Allerdings verfehlten 23% die Mindestanforderungen, ein Anstieg gegenüber 2018.
Sozioökonomische Unterschiede: Schülerinnen und Schüler aus sozial privilegierten Schichten erreichten deutlich höhere Werte als sozial benachteiligte Jugendliche. Der Abstand zwischen beiden Gruppen ist größer als im OECD-Durchschnitt und seit 2012 unverändert.
Migrationshintergrund: 26% der Schülerinnen und Schüler hatten Eltern, die beide im Ausland geboren wurden. Diese Gruppe schnitt durchschnittlich schlechter ab, auch nach Berücksichtigung sozioökonomischer Faktoren.
Geschlechtsspezifische Unterschiede: Jungen schnitten in Mathematik besser ab als Mädchen, während Mädchen in der Lesekompetenz besser abschnitten. Die Leistungen von Jungen und Mädchen verschlechterten sich gleichermaßen.
Unterrichtsklima: Etwa 60% der Schülerinnen und Schüler gaben an, dass sich ihre Lehrkraft für den individuellen Lernfortschritt interessiert. Jedoch fühlten sich viele im Mathematikunterricht müde oder gelangweilt.
Lernen unter Pandemie-Bedingungen: Die Corona-Pandemie führte zu langen Schulschließungen, was die Bildungsergebnisse beeinflusste. Viele Schülerinnen und Schüler hatten Probleme beim Distanzunterricht.
Ressourcenmangel: Ein zunehmender Mangel an Lehrkräften und unzureichende Lehrerausbildung beeinträchtigten den Unterricht. Schülerinnen und Schüler an Schulen mit Lehrermangel schnitten schlechter ab.
Insgesamt zeigt sich, dass Deutschland in allen drei Kernkompetenzbereichen der PISA-Studie 2022 Herausforderungen gegenübersteht. Besonders auffällig sind die wachsenden sozioökonomischen und migrationsbedingten Unterschiede sowie der Ressourcenmangel im Bildungssystem. Die Pandemie hat zusätzlich zu Schwierigkeiten im Bildungsbereich beigetragen.
Was müsste die Konsequenz daraus sein?
Stärkere individuelle Förderung und Unterstützung im Bildungssystem: Angesichts der zunehmenden Leistungsunterschiede zwischen Schülerinnen und Schülern aus unterschiedlichen sozioökonomischen Hintergründen und mit verschiedenen Bildungsniveaus ist eine verstärkte individuelle Förderung notwendig. Dies könnte beispielsweise durch die Implementierung des „Response to Intervention“ (RTI) Ansatzes erreicht werden. RTI zielt darauf ab, die Kompetenzen von Schülern schnell und individuell zu erheben und darauf basierend gezielte Förderprogramme und Interventionen zu entwickeln. Dieser Ansatz hat sich in Ländern, die in der PISA-Studie besser abgeschnitten haben, als effektiv erwiesen.
Persönlich fühle ich mich darin bestätigt, einen großen Schwerpunkt im Bereich Bildung zu setzen. In den letzten Jahren investieren wir an unseren Schulen Rekordsummen und wir haben noch mehr vor. Zwar ist der Kreis nicht für die Lehrer und Bildungskonzepte zuständig – das ist Sache des Landes – aber wir arbeiten hart daran, die besten Bedingungen zu schaffen.
Das als meine erste Reaktion auf PISA 2022. Mehr dazu finden Sie auf der Seite der OECD Deutschlands.
Beitragsbild: Dall-E3

